DRK treffen Sparmaßnahmen bei Freiwilligendiensten hart
Bund will nächstes Jahr Gelder kürzen – jede vierte Stelle könnte wegfallen.
Beim DRK-Kreisverband Biberach haben diesen Herbst 26 Freiwillige ein Soziales Jahr begonnen. Nächstes Jahr könnten es nur noch 19 sein. Weil die Bundesregierung im neuen Haushalt plant, bei den Freiwilligendiensten einzusparen, müssen die Träger in der Konsequenz einen höheren Teil zuschießen oder können insgesamt weniger Stellen anbieten. Für den DRK-Kreisverband ist das eine fatale Entwicklung.
Mehr als 17.000 Personen absolvieren in Baden-Württemberg aktuell ein Freiwilliges Soziales (FSJ) oder Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Finanziert werden die Stellen unter anderem vom Bund – dieser zahlt Zuschüsse für die pädagogische Begleitung der Freiwilligen. Das Land schießt den sozialen Einrichtungen, die Freiwillige beschäftigen, ebenso Gelder zu. Nun sollen nächstes Jahr Kürzungen bei den Bundeszuschüssen in Kraft treten – insgesamt stellt der Bund dann statt 121 nur noch 96 Millionen Euro für das FSJ/FÖJ zur Verfügung. „Das bedeutet konkret, dass wir 25 Prozent weniger Stellen besetzen können oder viel mehr Geld in die Hand nehmen müssen“, sagt Dominik Luppold von der Personalverwaltung des DRK Biberach. „Damit fallen bei uns bis zu sieben Plätze weg.“
In einem Brief an Abgeordnete aus dem Bundestag schreibt der DRK-Kreisverband: „Die Mittelkürzung ist das absolut falsche Signal an eine gesellschaftliche Gruppe, die bereit ist, sich zu engagieren.“ In dem Brief wird außerdem gefordert, das Budget der Freiwilligendienste sowohl im Bundeshaushalt 2024 als auch 2025 mindestens auf dem Stand der Vorjahre zu verankern.
Die Mittelkürzung würde den Kreisverband hart treffen. „Unser Personal verliert Unterstützung, zusätzliche Angebote, die durch Freiwillige möglich sind, fallen weg“, sagt Michael Mutschler, Geschäftsführer Rettungsdienst beim DRK. Leidtragende seien nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter, sondern vor allem Kranke und Pflegebedürftige. „Viele FSJler schlagen nach dem Jahr einen sozialen Beruf ein – der Freiwilligendienst ist für uns auch ein Weg, um Personal zu gewinnen“, fasst Peter Haug, DRK-Geschäftsführer für den Rotkreuzbereich, zusammen.
Den Weg vom FSJ zur Ausbildung beim DRK hat die 19-jährige Leonie Schulte aus Mittelbiberach eingeschlagen – und ist froh, die Chance gehabt zu haben, ein Jahr in den Beruf hineinzuschnuppern. „Die Testphase habe ich gebraucht“, sagt sie. „Mich hat das Jahr enorm weitergebracht, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich.“ Auch Thea Herrmann aus Offingen hofft, dass die Mittelkürzungen nicht so einschneidend sind. Die 20-Jährige hat ihren Freiwilligendienst gerade begonnen und nutzt die Zeit, um Erfahrungen im Rettungsdienst zu sammeln und um ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern.
Der Bund plant den Haushalt Ende November zu beschließen. Danach muss der Bundesrat noch zustimmen, was für Mitte Dezember geplant ist.